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Verkehrsforum Berchtesgadener Land
Corona und ÖPNV

Die Corona-Krise, eine Gefahr für eine zukunftsgerechte Verkehrspolitik

[Presseaussendung]
von BK

„Studie- Auto könnte Krisengewinner sein“ lautete am 7. Mai eine Überschrift in der deutschen Tagespresse über einen Bericht, wonach eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ergeben habe

Die Corona-Krise, eine Gefahr für eine zukunftsgerechte Verkehrspolitik

„Studie- Auto könnte Krisengewinner sein“ lautete am 7. Mai eine Überschrift in der deutschen Tagespresse über einen Bericht, wonach eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ergeben habe, dass sich viele Menschen wegen der Infektionsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln unwohl fühlten, wohingegen man sich im eigenen PKW sicher fühle. Tags darauf wurde an gleicher Stelle gemeldet, dass aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts McKinsey hervorgehe, dass, solange kein Impfstoff gegen das Corona-Virus zur Verfügung stehe, 40% seltener öffentliche Verkehrsmittel nutzen wollen. Tatsächlich konnte, wie zeitgleich publiziert wurde, laut der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährung bei einer Clusteranalyse mit mehr als 3800 Corona-Infizierten kein einziger Cluster im Bereich des öffentlichen Verkehrs nachgewiesen werden.

Der ÖPNV soll bald wieder "normal" verkehren, dabei bräuchte es eigentlich Kapazitätssteigerungen um das subjektive Sicherheitsgefühl zu steigern, Wien macht es vor - größere Busse, längere Züge, dichtere Takte.

Auch namhafte Politiker erinnern an den unverändert existierenden Klimawandel

Auch eine irrationale, tatsächlich aber vorhandene und teilweise durch entsprechende Warnungen auch aus Politikerkreisen vor der Nutzung des öffentlichen Verkehrs geschürte Angst kann die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr dauerhaft drücken. Dies und die lautstarken Rufe der Autoindustrie nach staatlicher Unterstützung, insbesondere in Form von Kaufprämien für Neuwagen aller Antriebsarten, begründen die Besorgnis, dass die Politik wieder die alte, jahrzehntelang unbeirrt verfolgte Richtung weiterverfolgen wird, einseitig den motorisierten Individualverkehr zu fördern und den öffentlichen Verkehr als vernachlässigbare Randgröße des Verkehrs zu behandeln. Dabei war noch in der jüngsten Zeit vor dem Ausbruch der Corona-Krise unter dem Eindruck des nicht mehr zu leugnenden und immer mehr negativ zu spürenden menschengemachten Klimawandels quer durch die politischen Lager die Erkenntnis gewachsen, dass ohne ein Zurückdrängen des Individualverkehrs durch Förderung und Ausbau des öffentlichen Verkehrs die zur Abwendung einer Klimakatastrophe erforderliche CO2-Reduzierung nicht zu erreichen sein werde. Und an der Tatsache des Klimawandels hat die Corona-Pandemie überhaupt nichts geändert, sie ist nur durch Corona in den Hintergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit gedrängt worden. Hierauf haben in den letzten Tagen namhafte Politiker wie der Vizepräsident und Kommissar für Umweltschutz der EU-Kommission, Frans Timmermanns, und der Präsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Schäuble, mahnend hingewiesen.

Elektroautos können ÖPNV nicht ersetzen!

Elektrisch angetriebene Autos, die oft und jetzt noch verstärkt als Heilsbringer beschworen werden, können nur zu einem Teil zur Problemlösung beitragen, nicht aber einen massiven Umstieg auf den öffentlichen Verkehr ersetzen. Eine Abwicklung des Verkehrs mit Elektroautos (womöglich wegen vermeintlicher Ansteckungsgefahr überwiegend auch nur mit jeweils einer Person besetzt) würde an der begrenzten Aufnahmekapazität der Straßen und Parkmöglichkeiten, insbesondere in Ballungszentren, aber keineswegs nur dort, scheitern, ein Megadauerstau wäre die Folge. Zudem wäre der Energiebedarf pro beförderter Person um ein Vielfaches höher als bei Bahnen und Bussen. Jetzt den zaghaft begonnenen Richtungswechsel in der Verkehrs- und Umweltpolitik zugunsten des öffentlichen Verkehrs abzubrechen und wieder das Heil im Individualverkehr zu suchen, würde unzweifelhaft in die Sackgasse führen und wäre ein Frevel gegenüber den künftigen Generationen. Hierauf hinzuweisen erachten wir umweltorientierten Verkehrsinitiativen als unsere Aufgabe und moralische Pflicht.