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Die gestoppte Zukunft – ACHENSEEBAHN

Die gestoppte Zukunft – ACHENSEEBAHN

[Presseaussendung, Leserbrief]
von Richard Fuchs

Vom Beginn 1889 an wurden regelmäßig Modernisierungsentwicklungen diskutiert und von der Bevölkerung sehnsüchtig erwartet. Es hat den Anschein, dass die Achenseebahn in Tirol immer ein Fremdkörper war.

126 Jahre ohne Weiterentwicklung

Technische Entwicklungen werden in der Regel als Errungenschaften der Menschheit, seit der Industriellen Revolution vor 150 Jahren, als Zukunftsmotor, auch in der heutigen Zeit, gefeiert. Von der Pferdeeisenbahn über die Dampflokomotiven und die elektrischen Züge, bis hin zu den modernen Hochleistungszügen, hat sich in diesen 150 Jahren die Mobilität der Menschheit gewaltig entwickelt. Das hat das Erscheinungsbild der Welt grundlegend verändert.

Seit 1886 fuhren Dampftramway-Züge der „Salzburger Localbahn“ durch die Mozart-Stadt. 1887 wurde durch Ing. Heinrich Schroeder, in Salzburg, die Gaisbergbahn und zwei Jahre später 1889, ebenfalls von Schroeder, die Tiroler Achenseebahn in Betrieb genommen, wie sie bis Ende Oktober 2019 noch immer, weitgehend unverändert, in Betrieb war.

Elektromobilität mit der „Roten Elektrischen“

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in den Häusern der Stadt Salzburg brennende Kienspäne, Kerzen und „moderne“ Petroleumlampen zur Beleuchtung. Ohne geregelte Flammen gab es nachts keine Beleuchtung. Werner von Siemens hatte bereits begonnen, die Welt mit elektrischen Bahnen zu verändern. Ing. Karl Petri, der „Salzburger Eisenbahn und Tramway-Gesellschaft“, wie die Salzburger Lokalbahn damals hieß, ließ die Bahn von Salzburg über Grödig und Berchtesgaden, zusammen mit der Königlich Bayerischen Staatsbahn, bis zum Königssee elektrifizieren. Die sog. „Rote Elektrische“ ging in Betrieb und läutete eine neue Ära in der Elektromobilität ein, die bis heute unübertroffen ist.

Die Zukunft der Achenseebahn liegt in der Verlängerung am Achensee weiter!

Die Zukunft der Achenseebahn liegt in der Verlängerung am Achensee weiter

Bereits Ing. Heinrich Schroeder sah in der Verlängerung bis Pertisau und weiter bis zum Tegernsee die Zukunft der Achenseebahn, quasi als Direktverbindung von München bis ins Zillertal. Seit damals wurden regelmäßig Modernisierungsentwicklungen, in Form von Elektrifizierungen und Streckenverlängerungen, auch in der Öffentlichkeit, diskutiert und von der Bevölkerung sehnsüchtig erwartet. Seitens der Politik hat es den Anschein, dass die Achenseebahn „des Salzburger Schroeder“, immer ein Fremdkörper war, den man eigentlich nicht wollte. Diese politische Botschaft zieht sich in der 130-jährigen Geschichte der Achenseebahn fast wie ein roter Faden durch. Lediglich der begnadete Achenseebahner Kurt Plesche hat die Zukunftshoffnung Elektrifizierung und Verlängerung bis Pertisau in seinen Büchern der Nachwelt erhalten. Die Bahn ist verkehrsplanerisch in seiner Entwicklung steckengeblieben. Sie hat heute lediglich die Aufgabe als touristischer Zubringer zur Achensee-Schifffahrt und ist als Verkehrsmittel für die Bevölkerung nie angekommen, weil die Politik das verhindert hat.

Gaisbergbahn und Achenseebahn gehörten immer schon zusammen, wie der blaue Gaisbergbahnwagen in Jenbach zeigt. "Zukunft mit Herkunft" ist das klare Ziel von Vorstand und Betriebsleitung!

„Bisch a Tiroler, bisch a Mensch …“ und dann kommen schon wieder die Salzburger

In die Achenseebahn ist praktisch nie grundlegend investiert worden. Selbst die einfachsten Erneuerungsmaßnahmen wurden nur spärlich, teilweise widerwillig oder bis gar nicht durchgeführt. Dazu setzte man etliche Geschäftsführer ein, die wirtschaftlich hochgradig überfordert waren. Den eigentlichen Todesstoß gab es 2013, als die Politik in Tirol die dafür vorgesehenen Fördergelder des Bundes, in Form des „Mittelfristigen Investitionsprogrammes des Bundes“, storniert hat, um der Bahn ein Ende zu bereiten.

Die Öffnung der Bahndamm-Durchlässe war 2014 das Gebot der Stunde. Da Jahrzehnte nichts gemacht wurde, drohte der Bahndamm, wie eine Mure, abzurutschen. Der Traktor war längst üferfällig!

Man kann über die Unternehmensstruktur einer Eisenbahn in Form einer Aktiengesellschaft geteilter Meinung sein, besonders bei der Achenseebahn. Das Problem hierbei ist offensichtlich, dass die Politiker der Region und des Landes die Achenseebahn als DKT-Spiel, analog Monopoli, betrachtet haben, á la „Kaufe Eisenbahn“ „kaufe Schifffahrt“, „gehe nicht über Start“ sondern „gehe gleich ins Gefängnis“. Wer das Brettspiel DKT kennt, weiß über diese Spielzüge Bescheid! Das Problem dabei ist nur, dass die Achenseebahn kein Brettspiel „DKT“ (da steckt der Begriff „Das Kaufmännische Talent“ drinnen) ist, sondern ein wirtschaftlich aktives Eisenbahnverkehrsunternehmen, das in den letzten Jahren schwarze Zahlen erwirtschaftet hat.

Zwei Aktionäre der Achenseebahn aus Salzburg, einer ist gleichzeitig der Chef des Tiroler Verkehrsver¬bundes, der andere ist ein Wirtschaftstreuhänder, haben die fatale Abwärtsentwicklung der Achenseebahn erkannt und versucht 2013 die Notbremse zu ziehen. Der bisherige Verkehrsverbund-Chef übernahm das Steuer der Achenseebahn und machte das, was seit Jahrzehnten überfällig war, nämlich die Renovierung und Zukunftsentwicklung der Bahn und das mit den massivsten Widerständen seitens der Politik und fanatischen Bahngegnern, wobei den Achensee-Gemeinden kein Ruhmesblatt zusteht. Da diese „DKT-Spieler“ offensichtlich nicht wissen, was sie da anstellen, wurde der eigentlich erfolgreiche Geschäftsführer mit 31.12.2019 in die Wüste geschickt, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. Die Logik gibt der Achenseebahn keine Chance mehr!

Die Zukunft der Achenseebahn liegt in der Elektrifizierung der Bahn

Weitblickende Menschen sehen weiter, als verblendete. Das hat nicht nur mit Optik, sondern auch mit Verstand zu tun. In der Eisenbahn-Branche war bekannt, dass, wie viele Bahnen in Europa auch, die Appenzellerbahn in der Schweiz ihren Betrieb grundlegend modernisiert und dabei auch neue Fahrzeuge anschafft. Schienenfahrzeuge, besonders wenn sie immer gepflegt wurden, sind auch mit 30 Jahren noch ziemlich modern und natürlich betriebsfähig. Der von den „DKT-Spielern“ (ohne kaufmännischem Talent) gefeuerte Geschäftsführer hatte sofort 2014 erkannt, dass die Beschaffung der Gebrauchtfahrzeuge der Appenzellerbahn ein Geschenk des Himmels ist, um endlich die Basis für die Erneuerung der Achenseebahn zu einem modernen Nahverkehrsmittel, in Zeiten der Klimakrise, für die gesamte Achenseeregion zu machen. Auch der Kaufpreis der Gebrauchttriebwagen liegt eher beim Begriff „Geschenk“ als beim Tageswert.

Die Chance gebrauchte Triebwagen der Appenzellerbahn kaufen zu können, war ein Geschenk des Himmels. Das Wort "Geschenk" trifft den Kaufpreis am ehesten!

Verschrotten jetzt die „DKT-Spieler“ diese immer noch modernen Schweizer Triebwagen?

Kurzsichtige und verblendete Menschen sehen gar nicht welche 10 Kleinodien in Form von Steuer- und Triebwagen da in Wiesing und Jenbach stehen. In ihrer Rausschmiss-Euphorie übersehen diese „DKT-Spieler“, welche schildbürgerliche und destruktive Energie in der Zerstörung, bzw. Verschrottung dieser Fahrzeuge, steckt. Wenn nicht noch ein wunder geschieht, greift ein früherer Werbespruch einer Bank „am 32. Dezember ist es zu spät!“

Quo Vadis Achensee?

„Tirol verschrottet die eigene Zukunft!“ Diese mediale Schlagzeile wird zur weltweiten Lachnummer werden, wenn es nach den „DKT-Spielern“ geht! Dieser touristische Regentanz wird die Zukunft der Achenseeregion stoppen und jegliche Bemühungen in Richtung Klimaschutz zur infantilen Farce verkommen lassen! Die Achensee-Schifffahrt wird in ihrer Bilanz 2020 wissen, was da gemeint war. Die haben leider auch Pech, wenn die Hälfte der Fahrgäste wegbricht. Vermutlich weiß niemand in Tirol, was da wirklich abgeht. Vermutlich ist es ohnehin schon zu spät! Eigentlich traurig!

Ist das auch die Zukunft der Achenseebahn, wenn überhaupt noch Züge fahren?

... oder fährt die Zukunft auch zum Achensee unter dem Motto "Zukunft mit Herkunft"?

Das ist die Meinung von RICHARD FUCHS Salzburg am 24.November 2019